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Das Projekt „The Ocean Cleanup“

Heute möchten wir euch, wie in unserem Artikel „Die Ozeane und der Müll“ angekündigt, etwas über das Projekt „The Ocean Cleanup“, oder in Deutsch, die Ozeanreinigung erzählen.

Nederland, Rotterdam, 25 oktober 2019, Boyan Slat
© Ocean CleanUp

Ocean Cleanup ist eine Non-Profit-Organisation(*1), die sich zum Ziel gesetzt hat, die Verschmutzung der Ozeane durch Plastikmüll zu bekämpfen. Die Organisation wurde 2013 vom niederländischen Erfinder Boyan Slat gegründet, in seiner Heimatstadt Delft. Er war gerade mal 18 Jahre alt als er begann, die Ozeane zu säubern.
Der Auslöser dazu soll ein Urlaub zwei Jahre davor in Griechenland gewesen sein. Beim Tauchen habe er mehr Müll als Fische gesehen. Daraufhin hat er ein passives System entwickelt, das den in Meeresströmungen treibenden Müll auffangen soll. Dies wurde von der Technischen Universität Delft mit dem Preis „Best Technical Design“ ausgezeichnet.

Das Konzept der Ocean Cleanup basiert auf der Idee, riesige Barrieren im Meer zu installieren, die sich durch die Strömungen bewegen und dabei Plastikmüll sammeln. Diese Barrieren sind mit Netzen ausgestattet, die den Müll einsammeln und in einem zentralen Behälter aufbewahren. Sobald der Behälter voll ist, wird er von einem Schiff abgeholt und der Müll wird an Land gebracht, um recycelt oder entsorgt zu werden.

Das Projekt brauchte Unterstützer und diese zu finden war anfangs noch recht schwierig. Erst ein Auftritt von Boyan Slat bei der jährlichen Innovation-Konferenz, kurz gesagt TEDx (*2) in Delft im Jahr 2012 sorgte für mehr Aufmerksamkeit und Unterstützung.

Das erste System wurde im September 2018 im Pazifik gestartet. Das System, das als „Wilson“ bekannt ist, besteht aus einer 600 Meter langen Barrierenanlage und einem 3 Meter tiefen Vorhang, der den Müll einfängt. Im Jahre 2019 lief die Testphase für das System 001 erfolgreich aus. Aus dem geborgenen Plastikmüll wurde eine Sonnenbrille produziert, die aus recycelten Meeresplastik bestand. Innerhalb von Tagen war sie ausverkauft!
2021 wurde das System 002 ebenfalls erfolgreich eingesetzt. Seitdem hat Ocean Cleanup weitere Systeme im Pazifik installiert und plant, in Zukunft auch Systeme im Atlantik und in anderen Ozeanen zu installieren. Im folgenden Video könnt ihr sehen, was alles bei dem Einsatz des 2. Systems aus dem Meer geholt wurde.

© Alle Rechte am Video liegt ausschließlich bei The Ocean Cleanup – Achtung: Video enthält Werbung

Allerdings gibt es auch Probleme beim Beseitigen des Plastikmülls. Plastikmüll wird nicht abgebaut, sondern nur immer weiter zerkleinert. Es ist immer noch Plastik, nur eben in winzig kleiner Form, Mikroplastik genannt. Doch selbst bei Makroplastik, also großen Plastikteilen, gibt es Probleme beim Säubern. Da ein Großteil dieser Plastikteile auf den Meeresboden sinkt, sind diese dann sehr schwer zu bergen, bevor sie zu Mikroplastik zerkleinert werden.

© Ocean CleanUp

Ocean Cleanup hat sich zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2040 90 % des Plastikmülls aus den Ozeanen zu entfernen. Die Organisation arbeitet eng mit Regierungen, Unternehmen und anderen Organisationen zusammen, um das Bewusstsein für die Verschmutzung der Ozeane zu schärfen und Lösungen zu finden, um sie zu bekämpfen.

Neben dem eigentlichen Ziel, die Reinigung der Ozeane, läuft ein weiteres Projekt, dessen Ziel es ist, Flüsse vom Müll zu säubern. Ein Testlauf für dieses System fand im May 2022 in Guatemala statt. Dort sollte bei einem Versuchsprojekt eine Plastikmüllflut gestoppt werden. Der Erfolg war durchwachsen, zeigten sich doch einige strukturellen Schwächen. Allerdings waren solche durchaus zu erwarten und sollten nicht davon ablenken, dass es überhaupt versucht worden ist. Bei nächstem Mal wird es bestimmt schon besser laufen! Im Video könnt ihr euch genau ansehen, wie dieser Versuch abgelaufen ist.

© Alle Rechte am Video liegt ausschließlich bei The Ocean Cleanup – Achtung: Video enthält Werbung

Obwohl die Technologie von Ocean Cleanup vielversprechend ist, gibt es auch Kritik an der Wirksamkeit und der Umweltverträglichkeit der Systeme. Einige Experten befürchten, dass die Barrieren auch Meereslebewesen einfangen könnten, während andere argumentieren, dass die Müllsammlung nur ein Symptom eines viel größeren Problems ist und dass wir uns auf die Vermeidung von Plastikmüll konzentrieren sollten.
Aber da frage ich mich als Neueinsteiger in dieses Thema: sollten nicht beide Wege verfolgt werden? Denn selbst die optimistischsten Studien sagen, dass der Zufluss innerhalb der nächsten 5 bis 10 Jahre bestenfalls halbiert werden könnten. Was ist außerdem mit den Millionen von Tonnen Plastikmüll, die schon im Ozean treiben? Soll man diese einfach vergessen? (mu, sn)

ERKLÄRUNGEN:
*1 = Unter Non-Profit-Organisationen versteht man solche Einrichtungen und Institutionen, die zur Erfüllung bestimmter Aufgaben und Zwecke, nicht zum Geldverdienen geschaffen wurden.
*2 = TED ist eine jährliche Innovations-Konferenz in den USA und steht für „Technology, Entertainment, Design“. Seit 2009 gibt es mit TEDx eine internationale Variante.

Bildrechte: © The Ocean Cleanup

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