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Samstag, 27 April 2024
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Die verschiedenen Druckverfahren

RobbyBer, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Wir haben die Artikelreihe mit der Schrift an sich und mit dem Schreiben begonnen. Beim letzten Mal habe ich von der Entstehung des Buchdrucks erzählt, heute kommen nun die restlichen Druckverfahren.

Diese Drucktechniken werden unterteilt in Hochdruck, Tiefdruck, Siebdruck und Digitaldruck.

Alle Druckverfahren haben eins gemein, das Verwenden der 4 Grundfarben Cyan (Blau), Magenta (Rot), Yellow (Gelb) und Black (Schwarz), die hintereinander gedruckt werden. Dadurch können theoretisch alle Farbtöne erzeugt werden. Für spezielle Farben, zum Beispiel Gold oder Silber, müssen diese als Sonderfarben extra in einem 5. Vorgang gedruckt werden.
Jedes der Druckverfahren hat Vor- und Nachteile und wird für unterschiedliche Anwendungsbereiche verwendet. In einigen Bereichen werden sogar verschiedene Druckverfahren kombiniert, zum Beispiel beim Druck von Geldscheinen, da sie langlebig und fälschungssicher sein müssen.

In den folgenden Abschnitten schauen wir uns die verschiedenen Druckverfahren genauer an.

Hochdruck

Gemeinfrei

Wie beim letzten Mal kennengelernt, ist der Buchdruck ein Hochdruckverfahren. Heutzutage spielt der Hochdruck aber keine große Rolle mehr und wird nur noch in wenigen Bereichen eingesetzt, zum Beispiel für die Beschriftung von Pappkartons und der Herstellung von Flaschenetiketten. Für diese Zwecke wird keine hohe Druckqualität benötigt, auch werden keine einzelnen Lettern aus Metall verwendet. Stattdessen werden flexible Gummimatten benutzt, mit denen man unebene Kartons, Kunststoffe, Metalle usw. bedrucken. Das Hochdruckverfahren macht heute nur noch etwa 4% der europaweiten Druckproduktion aus und ist somit das am wenigsten verwendete Verfahren.

Tiefdruck

Jailbird
A: Papier, B: Farbe, C: Druckform; 1: Farbbehälter, 2: Druckformzylinder, 3: Rakel, 4: Presseur, 5: Papier

Das Tiefdruckverfahren wurde erstmals ab dem 12. Jahrhundert in Form des Kupferstichs verwendet. Beim Kupferstich wurden mit einem harten Metallstachel Vertiefungen in eine Kupferplatte gekratzt, dann wurde die Platte mit Farbe versehen und anschließend wieder abgewischt.
Durch das Abwischen der Platte verbleibt die Farbe nur in den ausgekratzten Bereichen und kann dann auf Papier gedruckt werden.
Der Kupferstich wurde für Bilder verwendet und war nicht geeignet für die Bücherproduktion. Heutzutage werden große Metallzylinder verwendet, in die kleine Vertiefungen (Näpfchen) eingeätzt oder mit einem Diamantstachel eingraviert werden. Dieser Zylinder dreht sich direkt durch einen mit sehr flüssiger Farbe gefüllten Farbbehälter und benetzt somit die komplette Fläche des Zylinders mit Farbe. Anschließend wird mit einem sehr scharfen Metalllineal (Rakel) die überschüssige Farbe abgestreift, sodass nur die Farbe in den Näpfchen zurückbleibt. Oberhalb des Tiefdruckzylinders (Druckformzylinder) befindet sich ein weiterer Zylinder (Presseur), der dafür sorgt, dass die Farbe durch hohen Druck aus den Näpfchen auf und in das Papier übertragen wird, welches durch die beiden gegenläufigen Zylinder geführt wird. Es ist möglich, bis zu 100 der Näpfchen auf einem Millimeter unterzubringen, dadurch können Bilder in sehr hoher Qualität gedruckt werden. Durch die teure Herstellung eines Tiefdruckzylinders, wird dieses Verfahren aber nur ab einer Auflage von mehr als 300.000 Exemplaren verwendet. Aus diesem Grund wird er hauptsächlich für Zeitschriften, Kataloge und Verpackungen verwendet. Das Tiefdruckverfahren macht ca. 12% der europäischen Druckproduktion aus.

Flachdruck

Inkman

Im Gegensatz zum Hoch- oder Tiefdruck liegen beim Flachdruck die druckenden und nichtdruckenden Stellen auf einer Ebene. Die Anfänge liegen beim 1796 entwickelten Steindruck (Lithographie), dessen Grundprinzip auf der gegenseitigen Abstoßung von Fett und Wasser beruht. Die druckenden Bereiche wurden so bearbeitet, dass die fetthaltige Farbe an ihnen haftet und sie das Wasser abstoßen. Die nichtdruckenden Bereiche wiederum wurden so bearbeitet, dass sie Wasser binden und dadurch Farbe abstoßen.
Heutzutage werden Druckplatten aus Aluminium verwendet. Diese haben eine fettfreundliche Beschichtung, die durch eine Schablone mit UV-Strahlung belichtet wird. Die unbelichteten Bereiche bilden die druckenden Stellen, bei den belichteten Bereichen wird die Beschichtung zersetzt und später bei der Entwicklung abgewaschen. Dadurch kommen die wasserfreundlichen Bereiche zum Vorschein. Zur Bildung von verschiedenen Farbtönen werden Flächen in unterschiedlich kleine Punkte (Rasterpunkte) unterteilt, so können zum Beispiel auch Farbverläufe abgebildet werden.
Die Druckplatten werden auf einen Zylinder in eine Flachdruckmaschine gespannt. Durch mehrere Walzen wird die Druckplatte zuerst mit Wasser und anschließend mit Farbe versehen, anschließend wird von der Druckplatte nicht direkt gedruckt, sondern der Druck wird zuerst auf einen Gummituchzylinder übertragen und dann auf den Bedruckstoff gedruckt. Der Grund dafür ist, dass die Druckplatten durch die besonderen Beschichtungen sehr anfällig sind und schnell kaputt gehen würden, deswegen spricht man auch von einem indirekten Druckverfahren.
Den Flachdruck, wie er heute verwendet wird, bezeichnet man als Offsetdruck (offset- ‚abgesetzt‘ im Sinne von ‚übertragen‘) und ist mit ca. 70% das mit Abstand meistverwendete Verfahren im Bücher-, Zeitungs-, Werbe- und Verpackungsdruck. Er bietet eine gleichwertige Druckqualität im Vergleich zum Tiefdruck, zusätzlich ist die Herstellung der Druckform günstiger und der Wechsel weitaus schneller möglich.

Siebdruck/Durchdruck

Nicholas Smith, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Beim Siebdruck ist die Besonderheit, dass die Farbe durch ein gespanntes feinmaschiges Sieb auf den zu bedruckenden Stoff übertragen wird. Das Sieb wird mit einer Schablone oder einer Beschichtung an den Bereichen undurchlässig gemacht, an denen keine Farbe übertragen werden soll, anschließend wird die Farbe gleichmäßig über das Sieb verteilt und dann von einem Gummispachtel (Rakel) in einer gleichmäßigen Bewegung über das Sieb gezogen. Dabei wird die Farbe durch das Sieb gedrückt und gelangt so auf den darunter liegenden Bedruckstoff. Je nachdem, wie fein oder grob die Maschen des Siebs sind, wird die Druckqualität und die Farbschichtdicke beeinflusst. Da beim Siebdruck deutlich mehr Farbe verwendet wird als bei den anderen Druckverfahren, gilt er als besonders langlebig und widerstandsfähig gegen Kratzer, Abrieb, Witterungseinflüsse und Sonnenstrahlung. Aus diesem Grund wird der Siebdruck vermehrt für Schilder und Werbeflächen im Außenbereich verwendet. Ein weiteres großes Einsatzgebiet ist das Bedrucken von Textilien, zum Beispiel Pullover und T-Shirts. Mit 6% Anteil an der Druckproduktion ist der Siebdruck vor dem Hochdruck auf dem vorletzten Platz der verwendeten Drucktechniken.

Digitaldruck

André Karwath aka Aka – Eigenes Werk

Der Digitaldruck ist das jüngste aller Verfahren und es hat eigentlich nichts mehr mit dem Begriff „Drucken“ zu tun. Während bei den vorherigen Verfahren die Farbübertragung mittels Druck geschieht, wird beim Digitaldruck die Farbe zum Beispiel über kleine Düsen auf den Bedruckstoff gesprüht. Das Prinzip ist das gleiche wie bei einem Tintenstrahldrucker, den viele von zu Hause kennen. Die Steuerung übernimmt in der Regel ein Computer, der die Druckdaten an den Digitaldrucker übermittelt. Da sich der Begriff „Drucken“ in den letzten Jahrhunderten eingebürgert hat, wird er auch beim Digitaldruck beibehalten.
Der größte Vorteil des Digitaldrucks ist, dass bei jedem Druckvorgang ein anderes Motiv erstellt werden kann und nicht eine extra Druckform hergestellt werden muss wie bei allen anderen Druckverfahren. Andererseits ist die Druckgeschwindigkeit vergleichsweise langsam und somit nicht für hohe Stückzahlen geeignet. Der Digitaldruck wird zum Beispiel für große Werbeplakate oder Tapeten verwendet, von denen nur wenige benötigt werden. Die Druckqualität ist vergleichbar mit dem Tief- und Flachdruck und kommt auf einen Anteil von ca. 8% an der gesamten Druckproduktion. Dieser Anteil wird wahrscheinlich in Zukunft noch steigen.

Eine weitere Form des Digitaldrucks ist der 3D-Druck, hier werden Kunststoffe geschmolzen und mit einer Düse Schicht für Schicht übereinander gedruckt, nach dem Abkühlen ist der Kunststoff dann wieder fest. Es gibt auch schon die Möglichkeit Metall im 3D-Drucker zu verarbeiten, damit lassen sich sehr komplexe Formen herstellen, die mit herkömmlichen Mitteln nicht möglich sind. Da ein 3D-Druck bis zu mehreren Stunden oder Tagen dauern kann, sind die Kosten noch sehr hoch, aus diesem Grund ist diese Technik noch nicht weit verbreitet.(pt,sn)

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