18.8 C
Berlin
Samstag, 27 April 2024
StartGeisteswissenschaftenKulturVom Mundbogen zur E-Gitarre

Vom Mundbogen zur E-Gitarre

Du willst deine Freunde beeindrucken, indem du das Intro zu Beyblade, Yu-Gi-Oh, One Piece oder Dragonball spielst? Na dann hab ich genau das richtige Instrument für dich! Nicht so langweilig wie Klavier und Blockflöte. Hier geht es um die Gitarre.

Mundbogen, Public domain, via Wikimedia Commons

Entwicklung der Gitarre geht Jahrtausende zurück. Schon sehr früh entdeckten die Menschen die Musik und die Instrumente. Das erste uns bekannte Saiteninstrument war der Mundbogen (Bild rechts). Eine Saite wird bei diesem Instrument an beide Enden eines gebogenen Stockes gebunden. Die Saite wird zum Schwingen gebraucht und an den Mund gehalten. Die Mundhöhle wird somit als Klangkörper benutzt, um den Klang der schwingenden Saite zu verstärken. Mithilfe eines kleinen Stockes kann ein Teil der schwingenden Saite verkürzt werden, sodass höhere Töne erklingen. Malereien in Höhlen unserer Vorfahren deuten darauf hin, dass der Mundbogen vor ungefähr 15000 Jahren gespielt wurde.

Habt ihr schon mal ein Lineal am Tischende platziert, es mit einer Hand festgehalten und das andere Lineal Ende mit dem Finger an in Schwingung versetzt? Wenn nicht, dann ist das jetzt die Möglichkeit einen kleinen Versuch zu unternehmen. Euch wird auffallen, dass unterschiedliche Töne entstehen, wenn ihr das Lineal zum Tisch hin oder vom Tisch weg bewegt. Dasselbe passiert mit der Saite. Wenn der Teil der schwingenden Saite verkürzt wird, entstehen höhere Töne, wenn der Saite mehr Freiraum gewährt wird, entstehen tiefere Töne

Im antiken Nahen Osten, in Mesopotamien (ca. 2900 v.Chr), in Sumer und im Babylon (2300v. Chr. – 593v Chr.) wurden im Laufe der Zeit mehrere Saiteninstrumente unterschiedlichster Form und Saitenzahl hergestellt. Diese Instrumente inspirierten benachbarte Hochkulturen ebenfalls Saiteninstrumente zu bauen. Anatolier, Griechen, Perser und später die Römer bekannten zu ihrer Blütezeit Abwandlungen dieser Saiteninstrumente als Teil ihrer Kultur an.

Cody escouade delta, Public domain, via Wikimedia Commons

Die Lyra (Bild Rechts) wurde ca. 800–700 v. Chr. im antiken Griechenland bekannt. Sie hatte drei bis acht Saiten und sah aus wie eine kleine Version der heutigen Harfe, hatte aber einen Korpus.
Das Korpus ist eine Konstruktion mit einem Hohlraum. Schwingungen der Saiten werden durch die meist hölzernen Außenwände aufgenommen und im Hohlraum verstärkt wiedergegeben. Instrumente mit einem Korpus sind daher lauter.

Das Könnt ihr selber einfach testen. In einem geschlossenen Raum in die Hände klatschen und einmal im Freien und schauen, wo der Klang des Klatschens lauter ist und länger erklingt. Euch wird auffallen, dass in Räumen ein Echo entsteht, die Schallwellen des Klatschens werden über die Luft nach außen getragen, wo sie von den Wänden abprallen und zurückwandern. So nimmt der Zuhörende den Klang lauter und länger wahr.

Cody escouade delta, Public domain, via Wikimedia Commons

Die Kithara (Bild links) war ebenfalls ein beliebtes Instrument in Griechenland. Sie hatte große Ähnlichkeit mit der Lyra, war aber in der Regel größer gebaut, hatte mehr Saiten und hatte Standfüße.

Nach den Griechen waren die Römer (753 v. Chr bis 476 n. Chr) die Großmacht in Süd und Mitteleuropa. Sie übernahmen nicht nur das griechische Staatssystem, sondern auch große Teile der Kultur. So wurden die Lyra und die Kithara auch in Rom gespielt. Nach der Reichsteilung Roms (395 n. Chr.) und die Entstehung des Oströmischen Reichs (330 n.Chr. – 1453 n.Chr.) schlichen sich orientale Saiteninstrumente in der Form der „Laute“ (Bild unten) in die römische Kultur ein

Wie ihr vielleicht schon aus den Asterix Comics und Zeichentrickfilmen wisst, eroberte das Römische Reich große Teile Europas, die nördliche Küste Afrikas, darunter auch Ägypten, Anatolien und Teile der arabischen Halbinsel. So wurden Kenntnisse über diverse Musikinstrumente unterhalb der eroberten Länder geteilt. Dies geschah ebenfalls unter der Herrschaft der Perser, während der Eroberung ihrer Nachbarländer sowie unter Alexander dem Großen, der das Reich der Perser eroberte. Zwischen den kriegerischen Zeiten gab es auch Frieden, so konnte Handel betrieben werden und Kulturgut ausgetauscht werden. Demnach erscheint es plausibel, dass Kenntnisse über Musik und Musikinstrumente über frühere Ländergrenzen ausbreitete.

Die „Oud“ (Bild oben), ein Nachbau des persischen „Barbat“ (Bild oben) fand Ihren Weg während der arabischen Expansion im 8. Jahrhundert nach Spanien. In Europa wurde eine Abwandlung des arabischen Instruments häufiger gebaut. Die „Laute“ (Bild oben). Sie hatte einen tropfenförmigen Korpus. Am Sattelende wurden die Saiten angebunden und verliefen über ein gerades Griffbrett zum Kopfende. Wo sie dann festgespannt wurden. Das Griffbrett war anders als die „Oud“ mit Darmbünden unterteilt. Die Bünde dienten größtenteils zur Orientierung und halfen dabei, einheitliche Musik zu spielen. Die Laute wurde über die Zeit in Europa weiter entwickelt, längere Hälse um mehr Töne spielen zu können, breiteres Griffbretter um mehr Saiten aufspannen zu können und einen größeren Korpus um lauter zu sein.

DieVihuela“ (Bild unten) feierte im 15 Jh. in Spanien ihre Blütezeit. Sie gilt heute als der direkte Vorgänger der Gitarre. Bei der Entwicklung von der Laute bis zur „Vihuela“ fällt die veränderte Form des Korpus auf. Schmaler und nicht mehr tropfenförmig, sondern flach an der Vor und Rückseite.
1850 entstand dann die klassische Gitarre (Bild unten), wie wir sie heute kennen. Western-Gitarren (Bild unten) mit stabilerem Hals für das Bespannen von Stahlseiten wurden ebenfalls im 19. Jh. in den USA entwickelt.

Als US-amerikanische Jazzgitarristen in den 1930ern gegenüber dem Klavier und dem Schlagzeug zu leise waren, musste eine Lösung für ein lauteres Instrument gefunden werden. So wurden elektrische Gitarren und Verstärker entwickelt, die mit der Lautstärke anderer Instrumente mithalten zu konnten.

Bei der elektrischen Gitarre oder kurz auch „E-Gitarre“ genannt gibt es drei verschiedene Bauarten. Die „Voll-Akustische“, welche sich von der Western-Gitarre nur darin unterscheidet, dass sie im Korpus einen Tonabnehmer verbaut hat. Dieser Tonabnehmer funktioniert wie ein Mikrofon. Der im Korpus hallende Ton der angeschlagenen Saiten wird aufgenommen und mittels eines Kabels an einen Verstärker leitet. Der Verstärker kann dann, wie der Name schon erahnen lässt, den Ton der Gitarre verstärken und lauter über angeschlossene Lautsprecher wiedergeben.
Die wohl am weitesten verbreitete Bauart ist aber die „Solid-Body“. Kopf, Hals und Griffbrett ähneln hier wieder der Western Gitarre, doch der Körper besteht nur noch aus einem soliden Stück Holz. Der Vorteil: Das Spielen aufgrund des schmaleren Körpers fällt leichter. Der Nachteil: Die Gitarre klingt ohne Verstärker nur sehr leise. Die Tonabnehmer, oder auch Pickups genannt, werden hier zwischen dem Hals und der Brücke positioniert. Diese haben auch andere Klangqualitäten abhängig davon an welcher Stelle sie angebracht werden.

Die Bauart der „Halb-Akustischen“ ist der „Voll-Akustischen“ ähnlich. Das Korpus ist nur dünner und die Tonabnehmer befinden sich direkt unter den Saiten zwischen Hals und Brücke. Sie ist sozusagen ein Hybrid zwischen den anderen beiden Bauarten. Leicht zu spielen und auch ohne Verstärker gut zum Üben geeignet.

Also man kann den Ton der Gitarre elektrisch verstärken, so klingt er lauter und vielleicht sogar ganz anders als eine normale Gitarre. Ihr müsst euch das so vorstellen wie ein Handy oder mp3 Player, welches Musik abspielt. Ihr schließt eure Kopfhörer an, drückt ► und ihr könnt die Musik hören. Bei der E-Gitarre ist das ähnlich. Ihr schließt die E-Gitarre an einen Verstärker an, spielt etwas darauf und der Ton der Gitarre kommt aus der Box.
Zum Spielen brauchst du also eine E-Gitarre und einen Verstärker mit einer Box und einem Kabel, der die beiden verbindet. (bkm, js)

 

Die Gitarre und alle wichtigen Fachbegriffe

Die Gitarre als Schaubild- This SVG image was created by Medium69.Cette image SVG a été créée par Medium69.Please credit this : William Crochot, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Bildrechte Startbild: © zinkevych – stock.adobe.com

Weitere Artikel

spot_img
Translate »