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Donnerstag, 25 April 2024
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Der Pilz, der ins Weltall reiste

Physarum polycephalum ist seine wissenschaftliche Bezeichnung. Er ist ein Schleimpilz. Ein ganz besonderer Schleimpilz. Die Wissenschaftler gaben ihm den zusätzlichen Namen Blob. Seinen Namen verdankt er einem Science-Fiction-Film von 1958, wo ein Meteroit auf der Erde aufschlägt und eine schleimige Substanz, ähnlich wie Wackelpudding, mitbringt.

Dieser Schleimpilz, also Blob, ist ein Mysterium der Natur. Er sieht aus wie ein Pilz, handelt allerdings wie ein Tier. Er hat weder Arme noch Beine, kann sich aber fortbewegen. Er hat kein Gehirn, dennoch hat er eine Art von Gedächtnis. Er hat keinen Magen, nimmt aber Nahrung auf und er hat unglaubliche selbstheilende Eigenschaften. Kurz um, er ist eine faszinierende Lebensform. Mittlerweile hat sogar der Pariser Zoo ein Exemplar in ihrer Ausstellung. Fakt ist allerdings auch, dass es ein Einzeller ist und Einzeller verhalten sich nicht so, wie er es tut.

Le Bernemi, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Schleimpilze treffen Entscheidungen, nur eben ohne Hirn

Diese Pilzart besiedelt verrottendes Holz und auch andere Pilzarten, dabei glänzt er mit einer sehr effizienten Netzbildung und erinnert an das Verhalten von Ameisen. Er ist einfach komplett fremdartig und verhält sich auf eine Weise, zu der er eigentlich nicht fähig sein sollte. Schleimpilze treffen Entscheidungen, nur eben ohne Hirn. “Blob” existiert bereits seit mindestens 500 Millionen, manche Quellen sprechen sogar von einer Milliarde Jahren, auf der Erde. Also sehr viel länger als es Menschen gibt.

Sein wissenschaftlicher Name “Physarum polycephalum” bedeutet “der vielköpfige Schleimpilz” und das kann man auch wörtlich so sehen. Denn der Einzeller verhält sich und entscheidet wie ein Mehrzeller. Vielzeller oder auch Mehrzeller (Metabionta) genannt sind Lebewesen, die aus mehreren Zellen aufgebaut sind. … mehrzellige Lebewesen umfassen die Mehrzahl der Tiere, Pflanzen und Pilze – Wir Menschen sind auch Mehrzeller.

Der Meister der Futtersuche

frankenstoen, CC BY 2.5, via Wikimedia Commons

Er ist deshalb so berühmt, weil seine natürliche Intelligenz für Problemlösung mindestens genau so gut ist, wie die einer fortgeschrittenen künstlichen Intelligenz und das, obwohl er weder über Gehirn noch über Nervenzellen verfügt. Der Schleimpilz findet in Labyrinthen immer den kürzesten Weg. So wurden bei einem der zahlreichen Experimente Haferflocken (die mag er besonders gerne) auf eine Miniausgabe des Tokioter U Bahnhöfe verteilt. Sobald er die Nahrungsquelle aufgespürt hatte, hat er ein Netz (Röhrensystem) gebildet, welche verblüffende Ähnlichkeit mit dem Tokioter U-Bahnnetz aufwies. Wenn man die Haferflocken mehr oder weniger stark aufhäuft, je nach der Passagierfrequenz einer Station, spiegelt die Dicke der Ausläufer sogar die Durchflussrate der U-Bahnstrecken wider. Dabei ist er sogar in weiteren Punkten besser als eine Künstliche Intelligenz (KI), nämlich in Sachen Nachhaltigkeit. Er verbraucht so gut wie keine Energie und das wenige, was er verbraucht, gewinnt er aus organischen Abfällen. Er brauch keine Stromnetze oder Datenleitungen, er hat sich von alleine entwickelt und macht dies auch ohne Hilfe weiterhin.

Ein Schleimpilz wird berühmt

Image by adege from Pixabay

Mittlerweile hat er sogar einen Eintrag im Guinness Buch der Rekorde als größte lebende Zelle auf der Erde und er wurde von der Deutschen Gesellschaft für Protozoologie zum „Einzeller des Jahres“ 2021-22 gekürt. Das muss man erst mal schaffen.

Das mit dem Hollywood-Film lassen wir mal außen vor, da der Fiction-Film nicht wirklich nach seinem Vorbild gedreht wurde, allerdings die Handlungen des Monsters aus dem Weltall, im Film, an die heutigen wissenschaftlichen Erkenntnisse erinnern und er deshalb diesen Spitznamen (Blob) erhalten hat.

Obwohl es schon lustig ist, dass der echte Schleimpilz nun von der Erde aus in den Weltraum fliegt und der Blob aus dem Film aus dem Weltall geflogen kam.

Die Reise ins Weltall

Wie zuvor schon geschrieben, hat unser Blob nun eine Reise unternommen. Der Astronaut Thomas Pesquet hat im April 2021 nun den Blob mit auf die ISS (englisch: Internationale Space Station) genommen. Hier wollen Forscher herausfinden, ob sich der „ Blob“ im Weltall anders verhält als auf der Erde und wie sich die Strahlung im Weltall auf seine Entwicklung auswirkt. Denn wie wir nun wissen, ist der Blob (Schleimpilz) ein Einzeller und da kann man sehr gut erkennen, so hoffen zumindest die Wissenschaftler, wie sich Weltraumstrahlung auf Zellen auswirkt.

Wir warten gespannt auf die Ergebnisse und berichten darüber sobald es neue Erkenntnisse gibt. Für die Wartezeit haben wir ein Video rausgesucht. Viel Spaß damit. (sn, js)

© Alle Rechte am Video und Inhalten liegen ausschließlich bei Doktor Whatson
Achtung: Video enthält Werbung!

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